Lieber Wutbürger…
20. Oktober 2015
…du beklagst dich zu Recht über das Versagen der Bundesregierung auf breiter Ebene und ich verstehe auch deinen Ärger darüber dass du Jahrelang um Hilfe gerufen hast, weil du von der Bundesagentur für Arbeit menschenunwürdig behandelt wurdest während die wechselnden Regierungen in Berlin dich nicht hören wollten. Ich verstehe dich, dass du Frust schiebst wenn du trotz 40h Jobs deine Familie nicht selbst ernähren kannst, weil dein Chef zwar jede Woche Überstunden für dich hat, aber keine Lohnerhöhung. Es stimmt, dass alles um dich herum teurer wird, aber dein ohnehin zu knappes Geld immer kleiner wird. Keiner bestreitet, dass momentan sehr viele Kräfte und Mittel mobilisiert werden um den Flüchtlingen beim Überleben zu helfen.
Aber was kann der Flüchtling dafür, dass die Bundesagentur Gesetze umsetzt, die von CDU/CSU, FDP, Grünen und SPD geschaffen und „verfeinert“ wurden um dich zu gängeln? Was kann der Flüchtling dafür, dass dein Chef sich von deiner Überstundenleistung einen neuen Porsche kaufen will? Was kann der Flüchtling dafür, dass der von SPD und CDU verabschiedete Mindestlohn lückenhaft ist und zur Existenz nicht ausreicht? Was kann der Flüchtling für spekulationsbedingte Teuerung bei allen Artikeln? Was kann der Flüchtling für Lohndumping und Leiharbeit, für unbekämpfte Obdachlosigkeit, für Theaterschließungen für Kürzungen im Jugend- und Sozialbereich???
Warum neidest du dem Flüchtling sein Handy, hast du selbst nicht auch eins?! Warum neidest du dem Bankchef nicht seine Millionenboni und sein finanziell abgesichertes Leben, hast du es etwa schon? Manchmal sagst du, dass der Flüchtling ja nichts tut für sein Geld und das er ja dem Steuerzahler auf der Tasche liegt. Soll ich dir sagen wie viel der Inhaber von deutschen Staatsanleihen für seine Zinsen tun muss, die er auch vom Steuerzahler bekommt?! Der Flüchtling will was für sein Geld tun, darf aber nicht. Der Vermögende will nichts für seine Zinsen tun und muss es auch nicht. Wenn du wirklich ein besseres Leben willst mit sozialer Gerechtigkeit, ohne Angst vor der Zukunft, dann fang an nach oben zu treten und nicht zur Seite.
Maik Schwarz – Plauen