Asylkritisch? Besorgte Bürger? Nein, Ausländerfeindlichkeit!

20. Oktober 2015

Wenn ich jemals etwas Verständnis für „asylkritische, besorgte Bürger“ gehabt hätte, spätestens nach zwei „Gesprächen“ in Radebeul  wäre es aufgebraucht. Was war geschehen? Am 5. September waren Anja Pentrop und Kathrin Ollroge, Künstlerinnen aus Potsdam, mit ihrem Projekt „Raum für Gedanken“ am Kulturbahnhof Radebeul-Ost. Beide unterstützen Flüchtlinge. Beide suchten den Kontakt mit Radebeuler Bürgern. Jeder konnte seine Meinung sagen. Gleich ob befürwortend oder dagegen. Alles war anonym. Es waren Einzelgespräche.

Da der „Raum“ nach offen war, konnten Besucher, wenn es die Gesprächspartner erlaubten, zuhören. Auch ich setzte mich in den Raum zu Frau Pentrop. Es war eine angenehme Unterhaltung und tauschten unsere Gedanken über diese dringende Problem aus. Wir hatten eine einheitliche Haltung. Es stellte sich ein Herr zu uns. Wir hatten nichts dagegen.

Dieser Herr, er gab an Jahrgang 1940 zu sein, erklärte, überhaupt kein Verständnis für die Flüchtlinge zu haben. In Deutschland hätten sie nichts zu suchen. Er war der Meinung, alle Flüchtlinge in Militärmaschinen zu setzen und nach Amerika zu fliegen. Ob dann das Problem gelöst ist, fragte ich. Für ihn ist das nicht wichtig, aber Deutschland hat diese Leute los. Wäre es nicht wichtig die Ursachen der Fluchten zu beseitigen? Ja, seine Antwort, die sollen ihr Land aufbauen und nicht auf Hilfe von außen hoffen. Der Herr hörte, dass ich Mitglied im VVN-BdA bin. Wir sind für ihn „Linksfaschisten“. Er selbst sei ein Sympathisant von Pegida, wäre aber noch nie dabei gewesen.

Am 07. September begegnete ich an einer Haltestelle einem Asylbewerber. Wir kamen über etwas Englisch und Deutsch ins Gespräch. Er wollte nach Dresden und hatte keine Fahrkarte. Ob das stimmte, hatte für mich keine Bedeutung. Leider hatte ich kein Kleingeld. Es kam eine älterer Herr dazu, etwa 70 Jahre. Ich fragte, ob er eventuell etwas Kleingeld für eine Fahrkarte hätte. Er war über meine Frage erbost. Es fielen Worte wie „die bekommen genug Geld und liegen den Steuerzahlern auf der Tasche“. Die Hasstiraden gingen weiter, geprägt von Unwissen und falschen Behauptungen. Der Höhepunkt war erreicht, als er sagte, dass „diese Leute in den Krieg ziehen sollen, dann würden sie etwas für die Länder tun. Auch wir Deutsche mussten in  den Krieg und konnten nicht flüchten“.

Besorgt? Kritisch? Nein – es war blanker Ausländerhass, den ich und zweiten Gespräch auch der Flüchtling zu spüren bekam. Es geht auch anders. Am 6. September gab es vor der Synagoge in Dresden ein Willkommensfest. Wenn auch nur für wenige Stunden, konnten die Flüchtlinge ihre Sorgen verdrängen.

Roland Hering – Radebeul