Exkursion in die Heimat
20. Oktober 2015
Schon seit vielen Jahren lädt die VVN Vogtland ihre Mitglieder und Sympathisanten immer im Sommer zu Fahrten nach bedeutsamen Orten ein. Die Ziele sind stets von historischer und / oder kultureller Bedeutung. Es waren in der Vergangenheit solche Stätten, wie die Gedenkstätte Flossenbürg, die Festspielstadt Bayreuth, Chemnitz mit dem Besuch der neuen Synagoge und der Gedenkstätte der Sozialisten, aber auch Wiederau mit der Clara-Zetkin-Gedenkstätte, um nur einige zu nennen.
In diesem Jahr fuhr unser Reisebus ins obere Vogtland. In Klingenthal besuchten wir den „Ort der Erinnerung“, einen Raum im Rathaus, in dem der ersten Verfolgten und von den Nazis im Frühjahr 1933 Gepeinigten gedacht wird. Eine kleine Gruppe hat dazu eine aussagekräftige Ausstellung erarbeitet, die von der Klingenthaler Bevölkerung mit Interesse angenommen wurde. Auch Schulklassen haben begonnen, diese Einrichtung in ihre Projekttage einzubeziehen.
Ein Mitglied der Autorengruppe begrüßte uns herzlich. Viele Fragen wurden gestellt und beantwortet. In dieser Gruppe ehrenamtlicher Heimathistoriker wirken Menschen aus unterschiedlichen Zusammenhängen mit, darunter Mitglieder der VVN-BdA, des Geschichtsvereins „Freundeskreis Max Hoelz“, der LINKEN und andere. Neben zahlreichen Spenden wurde das Projekt auch von der Stadt Klingenthal, der VVN-BdA Vogtland und der sächsischen Landtagsfraktion der LINKEN finanziell unterstützt.
Die zweite Station unserer Sommerexkursion war der „Balkon des Vogtlandes“, die Stadt Schöneck. Im Heimatmuseum, auch „Zigarrenmuseum“ genannt, informierte uns eine gut informierte Vogtländerin über die beschwerliche, aufwendige und oft schlecht bezahlte Arbeit der Zigarrenmacher. Einleitend fragte sie: „Versteht ihr alle vogtländisch, oder soll ich deutsch sprechen?“ Ihr interessanter Vortrag brachte unseren Zeitplan tüchtig durcheinander.
Anschließend besuchten wir des Friedhof von Schöneck, wo die Gräber von zwei Rotarmisten und einem französischen Zwangsarbeiter liebevoll gepflegt werden. Die VVN-BdA Vogtland hatte das Grabkreuz für Henric Rak aus Mancieulles erneuern lassen. Dort setzten wir einen Rosenstrauch.
Beim abschließenden Kaffeetrinken gab es noch eine kleine Überraschung. Wir trafen auf eine Schönecker Bürgerin, die seit Jahren die soeben besuchten Gräber aus Eigenantrieb, aus Ehrfurcht vor den in fremder Erde Bestatteten pflegt. Wir dankten ihr herzlich für dieses zutiefst menschliche Engagement. Mit ihr werden wir in Verbindung bleiben.
Ein ausgefüllter Tag ging dann besinnlich zu Ende. Und wohin fahren wir im nächsten Jahr?
Peter Giersich – Auerbach/V.