Hohnstein und Radebeul gedachten der Opfer des Nationalsozialismus gemeinsam

1. April 2019

 

Auf Initiativen des Bürgermeisters von Hohnstein, Herrn Daniel Brade (SPD) und des Oberbürgermeisters von Radebeul, Herrn Bert Wendsche (parteilos) fand am 26. Januar 2019 eine gemeinsame Gedenkveranstaltung zum Tag der Opfer des Nationalsozialismus in Hohnstein statt. In einem Projekt ab Oktober 2017 beschäftigten sich, auf der Basis der Freiwilligkeit, Schüler*innen der 10. Klassen des Gymnasium Luisenstift Radebeul mit der Geschichte der Burg. Die Burg Hohnstein, in den 1920-ziger Jahren die größte Jugendherberge Deutschlands und bekannt als internationale Begegnungsstätte, wurde am 08. März 1934 von SA-Mannschaften besetzt. Es entstand eines der ersten „Frühen KZ“ in Sachsen. Zu Beginn des Projektes gab es mit dem Teilnehmer*innen ein Einführungsgespräch, um ihre Vorstellungen zu erfahren. Daran haben Gabriele Hahn, Enkeltochter des Leiters der Jugendherberge Konrad Hahnewald, Michael Röhner, Sohn des Häftlings Walter Röhner und Roland Hering, teil. Es gab Bedenken, ob die Schüler*innen der Aufgabe gewachsen sind. Kenntnisse über die Geschichte der Burg waren kaum vorhanden. Aber das Gespräch zeigte, wie aufgeschlossen sie waren. Viele Fragen wurden gestellt. Es wurde deutlich, dass sie sich vorab schon mit der Burg beschäftigt haben. Behutsam wurden die Schüler*innen begleitet durch die Lehrerin, Frau Krüger sowie in weiteren Gesprächen mit den Zeitzeugen. Während der Gespräche wurde bekräftigt, es ist ein Projekt der Schüler*innen und sie haben freie Hand der Gestaltung. Im November 2017 fuhren wir nach Hohnstein, einschließlich des Besuchs der „Konrad-Hahnewald-

Grundschule“ und einem Gespräch mit dem Schulleiter, Herrn Riedel. Am 27. Januar 2018 wurden auf 20 Tafeln die Ergebnisse der Forschungsarbeiten, im Beisein des Bürgermeisters von Hohnstein, von Herrn Riedel und  etwa 120 Radebeuler Bürgern, vorgestellt. Die Schüler*innen regten an, die Tafeln in Hohnstein auszustellen. Am 10. März 2018 erfolgte die Übergabe im Rahmen einer Gedenkveranstaltung zum 75. Jahrestag der Errichtung des KZ. Es waren ca. 100 Personen anwesend. Kamerad*innen unseres Verbandes, neben vielen anderen Besuchern, kamen aus Berlin, Chemnitz, Radebeul, Pirna, Hoyerswerda und Bautzen. Herr Brade erklärte, die Tafeln, solange es auf der Burg keinen geeigneten Ort gibt, im Rathaus zu verwahren. Nur der Öffentlichkeit waren sie damit nicht zugänglich. So wurde die Idee aufgegriffen, dass auf einer gemeinsamen Gedenkveranstaltung am 26. Januar 2019 die Schüler*innen die 20 Tafeln der Öffentlichkeit von Hohnstein übergeben. Das Gedenken fand eine überaus positive Resonanz. Mitglieder unseres Landesverbandes aus Chemnitz, Hoyerswerda, Pirna, Dresden und Radebeul kamen. Weitere Gäste kamen aus Wehlen, Kamenz und aus Rosenthal-Bielatal. Ebenso waren wieder Angehörige ehemaliger Häftlinge, darunter Ernestine Reeckmann, die Tochter von Eva-Schulze-Knabe, anwesend. In Ansprachen betonten der Oberbürgermeister von Radebeul, der Bürgermeister von Hohnstein, der Stellvertretende Landrat, Herr Weigel und der Pfarrer, Herr Schleinitz wie bedeutsam für die gesamte Region die Arbeit der Schüler*innen ist und als Aufforderung zu werten ist, die Burg Hohnstein als Gedenkort aufzunehmen.
Während der Gedenkveranstaltung übergab Michael Röhner eine Kopie der Erinnerungsplakette von 1963 zur Eröffnung der Gedenkstätte. Im Auftrag unserer Kameradin Ursula Führer wurde ein Holzkästchen übergeben, das ihr Vater von Häftlingen als Dank für seine Hilfe erhalten hat.  Die Tafeln sind als ständige Ausstellung im Rathaus von Hohnstein zu besichtigen.
An der Gedenkveranstaltung nahmen drei Schüler*innen und zwei Lehrerinnen des Lößnitzgymnasium Radebeul teil. Sie bereiten sich auf das Projektthema „Wie wollen wir uns erinnern“ vor. Den Tag wollten sie nutzen Kontakte aufzunehmen und Erfahrungen zum Herangehen an ihr Vorhaben zu sammeln. In einem Gespräch mit ihnen brachten sie zum Ausdruck, dass es viele Anregungen, an die sie vorher nicht gedacht haben.
Ohne die Unterstützung von Partnern wäre das Projekt nicht so erfolgreich gewesen. Dazu gehören die Städte Radebeul und Hohnstein, AKuBiZ Pirna e.V., VVN-BdA Sächsische Schweiz, des Gymnasium Luisenstift Radebeul, die finanziellen Hilfen durch André Hahn und unseres Landesverbandes. Es gibt noch eine weitere Erfahrung, die wir als Anregung weitergeben wollen. Besuche von Gedenkstätten, wie Buchenwald und Auschwitz sind sehr wichtig. Es bleibt aber trotzdem eine „gewisse Anonymität“. Der regionalen Geschichte müssen wir mehr Beachtung widmen. Aufgaben wie „was war in unserer Region, wo gibt es Zeitzeugen oder deren Angehörige, wo gibt es Gedenktafeln / Gedenksteine usw.“ regen zu selbständiger Arbeit an. Dabei möchten wir nicht nur Schüler*innen einbeziehen, auch unsere Mitglieder und Sympathisanten sind hier gefragt. Und so können wir auch Partner gewinnen.

Bernd Anger, Pirna, Roland Hering, Radebeul