Das Magazin antifa Mai/Juni 2024 ist erschienen mit der Länderseite Sachsen. Diesmal u.a. mit folgenden Beiträgen:
- Projekt „Wider des Vergessen“
- Ehrung für Chemnitzer
- Abschied von Regina Elsner
7. Mai 2024
Das Magazin antifa Mai/Juni 2024 ist erschienen mit der Länderseite Sachsen. Diesmal u.a. mit folgenden Beiträgen:
7. Mai 2024
bereits jetzt möchten wir zur Verlegung der Stolpersteine in Chemnitz für dieses Jahr am 29. Mai einladen und geben folgende Informationen weiter.
Vorstand VVN Chemnitz
29. Mai 2024 – Verlegung neuer Stolpersteine gemeinsam mit Akteuren der Stadt, der Arbeitsgruppe Stolpersteine, des Georgius-Acricola-Gymnasium und der Montessori-Oberschule, unseres Verbandes sowie Gunter Demnig
o9.oo Uhr Theaterplatz 2/ Opernhaus Anton Richard Tauber
o9.4o Uhr Stefan-Heym-Platz Familie Strauss
1o.o5 Uhr Zschopauer-Straße 54 Familie Bulka
1o.3o Uhr Rößlerstraße 33 Willy Lesser
11.oo Uhr Gerhart-Hauptmann-Platz 13 Familie Sommerfeld
11.2o Uhr Hoffmannstraße 52 Irmgard Goeritz geb. Frank
13.oo Uhr Barbarossastraße 77 Familie Kagan
13.2o Uhr Walter-Oertel-Straße 46 Familie Rappel
13.45 Uhr Walter-Oertel-Straße 24 Johannes Strauch
14.1o Uhr Altendorfer-Straße 17 Familie Hoff
14.35 Uhr Am Rosenhang 28 Rudolf Dähnert
17. April 2024
Am 11. April wurde mit einer feierlichen Begehung die 3. Etage des einstigen Gefängnisses auf dem Kaßberg der Öffentlichkeit übergeben und die Gedenkstätte gilt somit als fertig gestellt. Mit der Darstellung der Leidenszeit von Verfolgten des Naziregimes und Chemnitzer Widerstandskämpfern wird nun auch der Opfer des Faschismus gedacht. Der Kurator der Ausstellung Peter Wellach führte durch die gelungene, modern gestaltete, exzellent ausgerichtete Exposition und die historischen Räume. Der Vorsitzende des Trägervereins Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis Jürgen Renz gab in seiner Eröffnungsrede seiner Freude Ausdruck, dass es neben des Schwerpunktes „Häftlings-Freikaufs“ zu Zeiten der DDR nun ein vollständiges Bild der Ortsgeschichte präsentiert werden kann. Bereits im Oktober 2023 war die Einweihung der beiden ersten Etagen der Ausstellung unter großer öffentlicher Würdigung der Politik erfolgt. Bemerkenswert ist die nun erfolgte Einweihung, da seit Beginn der 1990er Jahre keine Einrichtung in der Stadt mehr an die Zeit des „Nationalsozialismus“ erinnerte, selbst KZ Gedenkstätten im Freistaat abgewickelt wurden und es nicht die eigentliche Pflicht gewesen wäre, sich im Kaßberg-Gefängnis mit der Geschichte von 1933 bis 1945 zu befassen. So lässt sich auch erklären, warum die lokale Opferorganisation der Verband der Verfolgten des Naziregimes, ihrer Hinterbliebenen und Freunde, die Entstehung der Gedenkstätte gegen verbandsinterne und Widerstände von außen seit 2011 befürwortete, unterstützte und sich in die Forschungsarbeit sowie Ausgestaltung mit ehrenamtlichen Kräften einbrachte. Zur Eröffnung waren Angehörige und Freunde der Inhaftierten, Vertreter der Vereine und auch einige Lokalpolitiker und Journalisten vor Ort. Das große politische Interesse zeigte sich in der Teilnahme etwa namhafter Politiker aus Sachsen oder der Stadt Chemnitz nicht. Zeitzeugen konnten ebenso nicht begrüßt werden, die beiden bekannten, Marga Simon und Günther Wach, hatten aus gesundheitlichen Gründen absagen müssen. Sichtlich ergriffen, gerührt und mit großer Freude nahm Marion Rotstein als Hinterbliebene des Chemnitzer Ehrenbürgers Sigmund Rotstein und seines im Kaßberg inhaftierten Vaters Jankel Rotstein, an der Veranstaltung teil und gab Auskunft über die Geschichte ihres Großvaters, der seit 1920 in Chemnitz lebte und ab 1933 der Verfolgung und Entrechtung als Jude ausgesetzt war und schlussendlich im Ghetto von Warschau 1941 an den Umständen der Internierung, die auf den Tot der Menschen abzielte, verstarb. Ein Stolperstein erinnert an ihn an der Ludwig-Kirsch-Straße 1 in Chemnitz. Auch die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Chemnitz Dr. Ruth Röcher gab ihrer Freude Ausdruck und Beschrieb die Möglichkeiten, die der Gedenkort für die Bildungsarbeit bereits jetzt schon bereit hält. Offensichtlich keinen Endpunkt in der Gestaltung der Ausstellung und der Ausrichtung des Ortes wollte der Vorsitzende des VVN Chemnitz sehen, der darauf hinwies, dass der Trägerverein mit der Würdigung des Nazikollaborateurs Heinz Wesche, eigene Ansprüche an die Ausstellung nicht erfüllt, ja gerade zu verletze und diese „Würdigung“ einen Affront gegenüber allen anderen zu Recht gewürdigten Inhaftierten darstelle. Enrico Hilbert forderte auf, weiter zu arbeiten, die Gedenkzelle zu verändern, und den einstigen Stadtrat Max Saupe zu würdigen. Ebenso kritisiert wurde der unwissenschaftliche, unsägliche, eher einer Agitation-und-Propaganda-Maßnahme gleichende Gedenkstein an der Außenmauer der Gedenkstätte kritisiert, der pauschal die Zeit zwischen 1945 und 1990 als kommunistische Gewaltherrschaft brandmarkt und somit weit hinter den aktuellen Stand der Aufarbeitung des Unrechts in der SBZ, in der DDR und durch die Institutionen des Staates und der SED zurückfällt und kaum etwas zur Bildung oder weiteren Aufarbeitung beitragen kann, sondern die historischen Zusammenhänge verwischt und eher emotionale politische Stimmung erzeugt. Erstaunlich dabei ist, dass Aktivisten des Vereins Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis wie der Politiker von B90/Grüne Volkmar Zschocke daran nichts verwerfliches finden, aber gerade eine Stele mit Worten von Bert Brecht in der Innenstadt mit Worten zum Kommunismus dringlich mit einem politisch korrekten Kommentar versehen haben möchte.
Es bleibt also eine Aufgabe aller Beteiligten der Opferverbände, der Vereine und der Chemnitzerinnen und Chemnitzer den Gedenkort auch für dieses Kapitel der Geschichte möglichst gemeinsam weiter zu entwickeln und nötige Veränderungen herbeizuführen. Dies wäre wohl auch in Zukunft ein Einzelfall in Sachsen. Zu wünschen bleibt den Aktivisten vor Ort, dass sie weiterhin auf die Zusammenarbeit mit beier+wellach projekte aus Berlin bauen könnten, der unbefangene Blick auf die Geschichte ist vor Ort spürbar.
Ludwig Löwe





1. April 2024


Bei sonnigem und mildem Wetter trafen sich am 27. März dieses Jahres über 30 Bürgerinnen und Bürger am Gedenkstein für die sieben ermordeten Antifaschisten und legten Blumen nieder. In bewegenden sowie eindringlichen Worten erinnerte der Bildhauer Frank Diettrich an das widerständige Wirken und Standhaftigkeit der so grausam Ermordeten, nachdem sie noch selbst ihr Grab ausheben mussten.
Antifaschisten war es nach einem Bombenangriff am 5. März 1945 gelungen, aus einem Seitenflügel des Kaßberggefängnis Chemnitz zu fliehen und sieben wurden von der Gestapo wieder verhaftet. Ihre Ermordung fand auf Befehl des Gestapokommissars Wackerow im Neukirchner Wald (Hutholz) bei Chemnitz durch die Gestapoleute Munkelt, Obst und Konsorten statt.
Am Nachmittag des 27.März wurden die Gefangenen auf dem Hof des Polizeigefängnisses mit Handschellen gefesselt und mit LKW zur unteren Schule in Neukirchen verbracht. (Ausweichquartier der Chemnitzer Gestapo nach der Bombardierung im März 1945 und Zerstörung des Hauptsitzes in Chemnitz) Zuvor war ein Sonderkommando mit der Exekution der Gefangenen beauftragt worden. (Dieses Sonderkommando bestand seit 1941 unter der Führung des SS Obersturmführers Schluppers und den beiden Kriminaloberassistenten Großer und Schmidt in der Turnhalle Neukirchen/Jahnstraße – dort waren bereits mehrfach Gefangene des Lagers Neukirchen erschossen wurden.)
Gegen 19.00 Uhr am 27. März mussten drei der Gefangenen eine Erdgrube vertiefen, in die sich anschließend alle Gefangenen mit dem Gesicht zum Boden legen mussten. Mittels Maschinenpistolen und nachfolgenden Fangschüssen wurden die sieben Gefangenen ermordet. Die Grube wurde sofort geschlossen. Nur wenige Tage später wurden den Angehörigen Sterbeurkunden ausgehändigt, mit der Mitteilung, dass die Gefangenen auf der Flucht erschossen worden wären.
Anfang April wurden die Leichen exhumiert und mit einem Lastwagen der Deutschen Post gemeinsam mit 19 weiteren Leichnamen zur Feuerbestattungsstätte nach Werdau verbracht. Dort wurden sie am 7. und 8. April eingeäschert und in einem Massengrab beigesetzt.
Den ermordeten Antifaschisten wurde mit der Einweihung des „Ehrenhains der Sozialisten“ am 6. Oktober 1982 ein weiterer würdiger Platz und ein Ort des immerwährenden Gedenkens an ihren selbstlosen und aktiven Widerstand sowie ihren grausamen Tod gegeben.
25. März 2024
Wir nehmen für uns alle zu früh in tiefer Trauer Abschied von unserer Kameradin Regina Elsner
Regina hat im Verband ideenreich, mit hohem Engagement, fordernd und konsequent alles unternommen, um den Schwur von Buchenwald: „Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus!“ umzusetzen.
Sie war aus tiefster Überzeugung seit Gründung der VVN-BdA aktives Mitglied und bis 2020 auch Bundesschatzmeisterin. Viele Jahre leitete sie als 1. Sprecherin den Landesverbandes VVN-BdA-Sachsen und war bis zu ihrem Tod dessen Ehrenmitglied. Sie war zu dem Vorsitzende des VVN-BdA-Ortsverbandes Hoyerswerda.
Regina Elsner war nach den ausländerfeindlichen Ereignissen 1991 in Hoyerswerda die Ideengeberin und Initiatorin für das Projekt „Wider das Vergessen“ das gemeinsam mit der RAA in Hoyerswerda seit über 25 Jahren eine feste Tradition geworden ist. Die Lücke, die durch ihren Tod entstanden ist, ist groß.
Ehrendes Gedenken heißt für uns, unseren Weg in Reginas Sinn weiterzuführen.
Charles Melis, seit vielen Jahren als Zeitzeuge im Projekt „Wider das Vergessen“ drückte es mit folgenden Worten aus: „Regina Elsners Leben hat sich vollendet. Das klingt so wie abgeschlossen – ist es aber nicht. Es war und ist bemerkenswert, was diese Frau in Gang gesetzt und mit vielen Mitstreitern über Jahre bewegt hat.“
VVN-BdA Landesverband Sachsen
Ortsgruppe Hoyerswerda