Erhalt der ehemaligen Busgarage auf dem Pirnaer Sonnenstein

30. November 2023

Mit Bestürzung haben wir die Meldung der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein wahrgenommen.

„Wir sind schockiert, wie mit geschichtlich relevanten Gebäuden und Stätten, wie den ehemaligen Busgaragen an der Pirnaer Gedenkstätte, umgegangen wird. Auch wir sehen die Gefahr, dass das Gebäude nach den Baumaßnahmen nicht mehr für eine anschauliche Erinnerungs- und Gedenkarbeit nutzbar sein wird. Somit geht ein weiterer Teil der Erinnerung und dem Gedenken an die NS-Krankenmorde verloren .“, so Ina Richter, Mitglied des Landesvorstandes der VVN-BdA Sachsen .

Wir werden im engen Austausch mit der Gedenkstätte bleiben und unterstützen die Forderung der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein: „Wir erhoffen uns von allen beteiligten Akteuren eine offene und transparente Kommunikation und einen sensiblen Umgang mit diesem wichtigen baulichen Zeugnis der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik in Pirna.“

Meldung der Gedenkstätte Pirna Sonnenstein


Ina Richter
Mitglied des Landesvorstandes VVN-BdA Sachsen e.V

Länderseite November/Dezember 2023

21. November 2023

Das Magazin antifa November/Dezember 2023 ist erschienen mit der Länderseite Sachsen. Diesmal u.a. mit folgenden Beiträgen:

  • Beeindruckendes Gedenken in Radebeul
  • Ein langer geplanter Besuch
  • Neues aus dem Landesvorstand
  • Gedenken in der Oberlausitz

Unvergessen – Kurt Wieland

21. November 2023

Kurt Wieland wurde am 01. Mai 1896 in Rottluff (Chemnitz) geboren. Frühzeitig fand er Anschluss an organisierte Arbeiterbewegung und zeichnete sich durch unbedingte Zuverlässigkeit aus. Umfassend gebildet wurde er immer wieder zum Helfer der Ärmsten, deren Rechte er in selbstloser Weise vertrat. Seine Freunde nannten ihn deshalb „Rechtsanwalt“.

1921 wurde er Mitglied der SPD und trat, aus Protest über die Politik der rechten SPD-Führer, 1932 der Sozialistischen Arbeiterpartei bei. Konsequent trat er für den bedingungslosen Kampf gegen den Faschismus ein. Nach der Machtergreifung der Faschisten ging Kurt Wieland  zur illegalen Arbeit über.
Im Ortsteil Rottluff stellte er, unter Nutzung seiner Tätigkeit als Kassierer einer Versicherung, Verbindungen her, führte politische Gespräche und verteilte Flugblätter.
Als der Lehrer Stedeli aus dem Schuldienst, wegen dessen jüdischen Ehefrau, entlassen wurde, versorgte er sie mit Lebensmitteln und brachte sie später an die französische Grenze. Beide verdanken ihm ihre Rettung.
In der Stahlgießerei der Firma Krautheim KG in Chemnitz, Bornaer Straße, arbeitete er in einer Widerstandsgruppe mit Fritz Matschke und Paul Thümer und sabotierte lange Zeit die Rüstungsproduktion.

Als die Gestapo am 2. März 1945 die Leitung der Widerstandsgruppe verhaftete und Geständnisse zu erpressen versuchte, war dies vergebens. Keiner der drei Verhafteten verriet einen Mitkämpfer.

Ein Gedenkstein auf dem Betriebsgelände der Stahlgießerei trägt die Inschrift:

„Verhaftet von der Gestapo als Mitglieder der
antifaschistischen Widerstandsgruppe
unseres Werkes im März 1945.
Ermordet auf dem Weg in das KZ Dachau.
Fritz Matschke, Paul Thümer, Kurt Wieland

Gebohren als Söhne der Arbeiterklasse
Gelebt als Kämpfer der Arbeiterklasse
Gestorben als Helden der Arbeiterklasse.“

Kurt Wielands Sohn half aktiv bei der Organisation der Antifa-Jugend in Rottluff.

In ehrendem Gedenken an Kurt Wieland wurde von seinen Arbeitskollegen am
Wohnhaus von Kurt Wieland (Rottluffer Str./Kastanienstr.) eine Gedenktafel angebracht, deren Verbleib ungeklärt ist.

Kurt Wieland wird für seinen antifaschistischen Kampf im städtischen „Ehrenhain der Sozialisten“ geehrt.
Es gab ein Klubhaus „Kurt Wieland“.
Die Kurt-Wieland-Straße wurde nach 1990 in Beyerstraße umbenannt.
Die POS „Kurt Wieland“ Karl-Marx-Stadt erhielt 1991 den Namen „Obere Luisenschule“.
An der Schule befindet sich eine Gedenktafel.

(Quellen: Robert Koch (Neffe von Kurt Wieland), Broschüre „Aus der Vergangenheit
lernen, die Gegenwart meistern, die Zukunft gestalten“, Rat der Stadt Karl-Marx-Stadt,
Abt. Kultur; Broschüre „Gegen das Vergessen“, VVN-BdA – Stadtverband Chemnitz)

(RB)

 2. SPANIEN – TREFF 2023 

11. Oktober 2023

Anlässlich des 87. Jahrestages der Gründung der Internationalen Brigaden wollen wir die Kämpfer am Spanienkämpferdenkmal am Sonntag, den 29. Oktober 2023 um 14:00 Uhr, Friedensstrasse in Berlin ehren.

Danach stellt Enrico Hilbert seine Arbeit über Hans Mosch vor. Der Sohn Herbert Mosch wird dazu Fragen beantworten und das Buch auf Wunsch signieren. Die Buchvorstellung findet 15:00 Uhr im  Café La Boheme (Winsstr.12, Berlin) statt.

Um die Lesung besser planen zu können bitten wir um vorige Anmeldung unter 030 –38101088.

KFSR – Kämpfer und Freunde der spanischen Republik 1936-1939 e.V.

UNVERGESSEN

11. Oktober 2023

In der Bundesrepublik nehmen die rechtsradikalen und nazistischen Vorfälle und Straftaten immer mehr Fahrt auf. In einem Land, dass sich offiziell als Rechtsnachfolger des 3. Reiches sieht und zugleich die Last eines durch Hitlerdeutschland entfesselten Weltkrieges mit über 60 Millionen Toten tragen muss. Über und über Opfer, Männer, Frauen und Kinder, in Vernichtungslagern der Nazis, der Holocaust mit über
6 Millionen Ermordeten und aber hunderttausenden Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, verhungert, erschlagen.
Mit dem unvergesslichen Tag der Befreiung am 8. Mai 1945 vom Grauen des Krieges und der Vernichtung folgten die Mehrzahl der Menschen in ganz Deutschland dem Schwur der Buchenwaldhäftlinge „Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!“

Nach den Kriegsverbrecherprozessen oder schon mit ihnen begann eine zweigeteilte Entwicklung in Deutschland. Im Osten wurde einer
antifaschistischen Ordnung nicht nur Leben eingehaucht, sondern die Entnazifizierung in der Gesellschaft, u.a. durch Antifaschisten und Kämpfer gegen den Faschismus in Verwaltung, Justiz und Polizei sowie Neulehrer vorangetrieben. In den drei Westzonen und später in der BRD wurden mehrheitlich die alten Beamten im staatlichen Machtapparat übernommen. Exemplarisch die Weiterbeschäftigung von Globke als Staatssekretär, Filbinger als Ministerpräsident, Gehlen als Chef des neuen Geheimdienstes, Heusinger als Generalinspekteur der Bundeswehr, Buback als Generalbundesanwalt, Schleyer als Arbeitgeberpräsident. Kasernen der Bundeswehr und Straßen sowie Plätze tragen oder trugen Namen von nazistischen Parteigängern oder Offizieren/Generälen, z.B. von  Manteuffel, Moeller, Freiherr v. Fritsch, Rommel, Lent, Marseille, Lilienthal.

In der Folge der Wiedervereinigung kamen sogenannte Aufbauhelfer und „Neubürger“ in den Osten, wie z.B. der Gymnasiallehrer Höcke („Er ist ein Nazi“), der Richter Meyer, der Oberst der Bundeswehr Paderski, der Bundeswehrfallschirmjäger-Oberfeldwebel Kalbitz. Sie zeichnen hauptsächlich mitverantwortlich für den Aufbau rechter sowie nazistischer Strukturen und Parteien in den neuen Bundesländern.  

Der gesellschaftliche Umbruch wurde im Osten begleitet von einem Sturm zur Tilgung des Vermächtnisses von Antifaschisten und deren öffentlich-mediale Diskreditierung. Erinnerungsorte, Straßen und Denkmäler für Menschen, die für ihre Überzeugung und ihren Kampf gegen den Faschismus Folter, Haft oder auch den Tod erfuhren, wurden gestohlen, entfernt bzw. geschleift.
Ein Angriff auf ein Wertesystem vieler Menschen, das zugleich auch Bestandteil deren Lebensleistungen mit antifaschistischen Traditionen ist. Dem ist immer wieder zu begegnen. Man hebt die aktuellen Fakten zum erstarken rechter und nazistischer Umtriebe und Entwicklungen aufs Tape und verbannt die geschichtlichen Fakten über deren Ursachen im Keller des Vergessen.

Unvergessen, auch wenn allein in Chemnitz nach 1990 eine durch nichts zu rechtfertigende Straßennamenstürmerei stattfand, Gedenktafeln zerstört oder entfernt und vor allem Schulen ihres antifaschistischen Erbes beraubt wurden.
Allein für Chemnitz stehen über 30 getilgte Straßennamen und über 15 getilgte oder mit dem Abriss der Schulen verschwundene Schulnamen.

Ihr Kampf war nicht umsonst und die Erinnerung wird unauslöschlich bleiben.

Peter Blechschmidt und Raimon Brete

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